Matthias Petersen
Inschrift:
Matthias Petersen
Nat: Oltsumi D: 24 Dec: 1632
Denat: D: 16 Sept: 1706, Rei
Nauticae, in Gronlandiam
peritissimus, ubi incredibilli successu
373 Balenas
cepit, ut inde omnium
suffragio nomen
‚Felicis Adeptus sit; et coniux
Inge Matthiessen Nat: D. 7 O’ct: 1641 Den: D: 5 April 1727
Securus morte est, qui
seit se morte renasci
mors ea non dici, sed
nova vita potest.
Übersetzung:
Matthias Petersen geb: in Oldsum den 24 Dec: 1632
gest: den 16.Sept: 1706, Er
war in der Schiffahrt nach Grönland sehr kundig,
wo er mit unglaublichem Erfolg
373 Wale
gefangen hat, sodaß er von da an mit Zustimmung aller den Namen
„Der Glückliche“ annahm; und dessen Frau
Inge Matthiessen geb: den 7 Oct: 1641 gest: den 5 April 1727
Ruhig im Tode ist der, welcher
weiß, daß er aus dem Tode
wiedererstehen wird; Tod kann das
nicht genannt werden, sondern ein neues Leben.

Erläuterung
Matthias Petersen, der eigentlich Matz Peters hieß, galt als der erfolgreichste Walfänger von Westerland-Föhr. Die Grabplatte aus hellem Sandstein, die aufrecht in einen modernen Zernentfuß gestellt wurde, erzählt uns, daß der Commandeur im Laufe seines Lebens durch unglaubliches Glück 373 Wale fing, was ihm den Beinamen „Der Glückliche“ (Felicis) einbrachte.
Dieses Fangergebnis war nur möglich, weil M. Petersen als Commandeur noch an der sog. „Baienfischerei“, die gegen 1660 abrupt zu Ende ging, beteiligt war Die Walfänger stießen damals in den Buchten (Baien) auf ungeheure Mengen von Walen, so daß sie die für eine erfolgreiche Reise erforderliche Anzahl von Tieren in kurzer Zeit in den Buchten erlegten. Die Beutetiere konnten danach direkt an Land geflenst (abgespeckt) werden. Vor Ort wurde der Speck in riesigen Kupferpfannen ausgelassen, und so konnte der zu Beleuchtungszwecken begehrte Tran gewonnen werden. Nach wenigen Jahrzehnten Raubfang waren die Baien leergefischt. Nun begann die See- oder Eisfischerei, die weitaus mühevoller, gefährlicher und ertragsärmer war. Man suchte den Wal fortan im offenen Wasser und jagte den bis zu 18 Meter langen Giganten von kleinen Schalupen aus. Das Flensen der harpunierten Wale geschah nun längsseits des Schiffes an der Backbordseite (links). Der Speck wurde in Stücke geschnitten, in Fässer gepackt und erst später in zahlreichen Tranbrennereien, die wegen des entsetzlichen Gestankes weit außerhalb der Heimathäfen lagen, ausgelassen.
Der Glückliche Matthias erreichte sein legendäres Fangergebnis auch durch die lange Fahrenszeit als Commandeur. Dem Zwanzigjährigen vertraute man bereits die Führung eines Walfangschiffes an. 50 Jahre lang fuhr er als Commandeur. Verbunden mit diesen Erfolgen wurde er auch ein vermögender Mann. Während der letzten Lebensjahre verließ ihn das Glück. Er wurde 1702 während des spanischen Erbfolgekrieges von einem französischen Kaperschiff aufgebracht und konnte sich und die Mannschaft nur durch die Zahlung von 8.000 Reichstalern (nach heutiger Kaufkraft ca. 300.000 Euro) freikaufen. Dies war seine letzte Fahrt. 1701 wurde sein ältester Sohn Matz, ebenfalls Commandeur, von einem franz. Kaper aufgebracht, nach St. Malo geführt und blieb seitdem verschollen. 1702 fielen seine beiden Söhne Ock und John im Gefecht mit einem franz. Piraten. Im Gotteshaus von St. Laurentii erinnern der 1. und 3. der Kronleuchter aus Messing an den „Glücklichen Matthias“. Gemeinsam mit seinem Bruder stiftete er sie 1677 seiner Gemeinde.
Matthias Petersen, der um die Wichtigkeit einer guten Ausbildung wußte, ließ seine Kinder von einem Privatlehrer unterrichten. So konnte sein Sohn Clement studieren. Er wurde Prediger in Schwesing. Wahrscheinlich hat er den lateinischen Text auf der Grabplatte seines Vaters verfaßt. Ein anderer Sohn, Peter Mattiessen, besuchte die Lateinschule in Husum, studierte in Jena und wurde Landvogt von Osterlandföhr, Gerichtsvogt von Wyk und gleichzeitig Landvogt von Sylt.
Dessen Sohn, ein Enkel des „Glücklichen Matthias“, auch ein Peter Mattiessen, wurde ebenfalls Landvogt von Osterlandföhr, dazu Birkvogt von Westerlandföhr und Amrum. Durch Struensee, einen Studienfreund, wurde P.M. 1771 zum Bürgermeister von Kopenhagen berufen. Nach der Ermordung Struensees wurde er Direktor des dänischen „Handels- und Fischereiinstituts“ in Altona. Von hier aus vermittelte er viele Föhrer Seefahrer, vor ‚allem auch Kapitäne, an den „Grönlandhandel“.
Nach seinem Tode im Jahre 1706 wurde mit dem „Glücklichen Matthias“ recht unrühmlich umgegangen. Als nämlich seine Erben nach 14 Jahren noch immer nicht die versprochenen 100 Reichstaler für sein Begräbnis in der Kirche vor dem Altar bezahlt hatten, wurde er kurzerhand auf den Friedhof umgebettet – was freilich auch kein schlechter Platz ist.
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